Fachkunde oder Sachkunde? Diese Begriffe tauchen im Sprachgebrauch immer wieder auf, werden aber oft im gleichen Zusammenhang benutzt. Dies ist nicht korrekt. Die Bedeutung für den Otto Normalbürger ist zwar: „Die Person kennt sich mit dem Thema aus“.
Aber Es gibt einen bedeutenden Unterschied.
Die Behörde bestimmt…
Gerade in einem Land, in dem jeder Bürger ein Grundrecht auf Bürokratie hat, legt die Behörde fest, was eine Sachkunde ist.
… Wer fachkundig ist.
Die Fachkunde ist auf einen breiteren Personenkreis verteilt. In der Regel reicht eine technische oder naturwissenschaftliche Ausbildung formal aus, um sich mit Gefahrstoffen auszukennen. So gilt eine Fachkraft für Arbeitssicherheit, in Bezug auf Gefahrstoffe, automatisch als fachkundig. Dies ist aufgrund der technischen Ausbildung oder einem naturwissenschaftlichen oder ingenieurwissenschaftlichen Studiengang und der beruflichen Tätigkeit im Bereich der Arbeitssicherheit gegeben.
Zu den Gefahrstoffen zählt unter anderem auch das Fasermaterial Asbest. Eine Fachkraft für Arbeitssicherheit kann fachkundig auf diesem Gebiet sein, allerdings reicht es formal nicht für die Sachkunde aus.
… Und wer sich sachkundig nennen darf.
Denn eine Sachkunde wird nur durch einen zusätzlichen Lehrgang vergeben, wenn dieser behördlich anerkannt ist und durch eine erfolgreiche Prüfung abgeschlossen wurde.
Fachkunde und Sachkunde am Beispiel der Gefahrstoffe
Eine Fachkraft für Arbeitssicherheit gilt als Fachkundiger für Gefahrstoffe. Das bedeutet aber nicht, dass der Sicherheitsfuzzi nun ein Experte für Gefahrstoffe ist.
„Wenn ich Zweimethyldingsbums mit dem 3-Triol-Distickstoffetwas erhitze, passiert bestimmt etwas. Nur was genau?“
Der Fachkraft für Arbeitssicherheit kann es im Prinzip egal sein, wie nun Zweimethyldingsbums genau heißt. Auch muss sie nicht wissen, was genau ab welcher Temperatur passiert. Jedoch ist es die Aufgabe die richtigen Fragen zu stellen:
„Lieber Laborleiter! Welche Eigenschaften hat dieser Stoff? Können gefährliche Dämpfe entstehen? Kann es zu Explosionen kommen und mit welchen Stoffen können Reaktionen entstehen? Haben sie diese Stoffe? Brauchen Sie das wirklich in der Menge?“
Fachkundig bedeutet in diesem Sinne, dass die Fachkraft für Arbeitssicherheit ein scharfes Auge darauf wirft, ob Gefährdungspotenziale entstehen können. Dies ist bei Chemikalien prinzipiell zu prüfen.
Gasflaschen mit bestimmten Gasen gehören in einen Gasflaschenschrank, die Menge kann reduziert werden und eine Flasche unter Überdruck (das ist bei Gasflaschen oft so), sollten nicht direkt an der Heizung stehen.
Mit der Sachkunde wird dann ein vertieftes Wissen über die einzelnen Stoffe vermittelt. Dann geht es genau darum, wie Zweimethyldingsbums genau heißt, was passiert, wenn es warm wird, wenn Wasser dazu gegeben wird und dass Handschuhe tatsächlich erforderlich sind. Dies ist nämlich nicht immer der Fall.
Fazit – Fachkunde oder Sachkunde?
Kurz gesagt: Fachkundig ist, wer Ahnung hat! Dieser Begriff ist nicht geschützt.
Sachkundig darf man sich nennen, wenn man neben dem Wissen auch an einem behördlich anerkannten Lehrgang teilgenommen hat. Natürlich wird die Sachkunde noch über eine bestandene Prüfung nachgewiesen und durch ein entsprechendes Zertifikat bescheinigt.